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Die Menschen schauen auf mich, doch sie sehen mich nicht …

Ein Brief an meine Familie

‚Langsam Ronny, achte auf Deine Füße sonst fällst Du. Nicht rennen, nicht heute und erst Recht nicht jetzt. Ja so geht es, siehst Du halb so schlimm … so und nun schau mal kurz auf … leider gibt es nicht nur Dich … locker bleiben, niemand von Denen kennt Dich … gleich sind sie an Dir vorbei`, sage ich zu mir bevor ich mich meiner Zigarette hingebe, mit meinen Augen meinem rechten Arm folge welcher diese, wenn auch ziemlich dramatisch wirkend, immer wieder zum Ziel bringt.

‚Siehst Du Ronny, da haben wir doch schon Schlimmeres gesehen … dass ist das was zählt … du funktionierst noch, zumindest ausreichend genug um 10 Minuten vor Ladenschluss doch noch etwas Essbares kaufen zu können … Du weißt dass es nach mittlerweile 4 Tagen doch an der Zeit ist den Körperhaushalt wenigstens ein wenig auf Vordermann zu bringen.

Den Rest holen wir morgen, na ja oder vielleicht auch übermorgen, spätestens am jedoch am Wochenende … na halt wenn Du fit bist und geschlafen hast …?!’

‚ … ja, wir werden sehen’, sage ich zu ihm.

… den Rest weiß ich nicht mehr, aber es wird wohl so wie immer gewesen sein.

Irgendwie komme ich immer wieder in meinen eigenen vier Wänden an … obwohl meine vier Wände haben deutlich mehr Wände, wahrscheinlich ausschließlich und als Ersatz für Fenster und Türen.

Das denke ich, sonst würde ich doch öfters den Weg nach draußen finden, mich genauso unauffällig unter die Menschheit mischen. Einfach hin und wieder mal den Anderen hinterher laufen, in die gleiche Bahn steigen um mit Ihnen nach einer kurzen Fahrt, unauffällig und unbemerkt, ebenfalls da wo wir gerade halten, auszusteigen.

… das nennt man eine Haltestelle oder auch Fahrtziel … dass hört sich gut an „Fahrtziel“ finde ich, als hätte ich auch endlich mal ein Ziel erreicht … das fühlt sich gut an Ronny, gar nicht so schlimm wie vermutet.

‚Damals, früher, also vor dieser Zeit, so genau kann ich es nicht sagen … aber laut Erzählungen meiner Familie war dies vor 15 Jahren, da waren dies auch für mich alltägliche  Dinge. Ganz sicher. Ich führte ein ganz normales Leben, war bereit für die Welt und ein Mensch unter Menschen …

… LEBEN, so nennt man dieses Gefühl, … hätte ich fast vergessen, ich wollte immer nur überleben, bat meinen Körper und Geist um Vergebung, wünschte mir und schwor zugleich dass nie wieder zu durchleben.

Ich überlebte bis heute mehr als 15 weitere Jahre, dass sagt mir mein Alter von 31 Jahren. Nach meinen Erinnerungen gerechnet, auch jede noch so Kleinste unvollständig, wäre ich wohl gerade 17 oder 18. Habe doch gerade eben erst mein Abitur beendet und stürze mich ins volle Leben …

Ich weiß nicht was in den letzten Jahren war, sehe nur dass dort etwas war. Nichts drängt mich zu erfahren, was genau es war.

Es verursacht Schmerz zu wissen, dass …

ich nicht Ronny war

ich für mich liebende Menschen Grund zu Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit war

für die Menschen meines Herzens, der Herzensbrecher war

für viel zu viele Menschen der Grund Ihres Lebenslaufes war

… und für das nun Wichtigste in meinem Leben, meinen Sohn, kein Vater war …!!

Ich muss mir jetzt sagen „DAS WAR“, kann nichts ungeschehen machen. Mein Vorteil jetzt, ich erlebe die Zeit, das Jetzt, kann Heute das Morgen beeinflussen.

… und ich möchte so unwahrscheinlich viel Gutes tun, möchte so vielen Menschen schlechte Erinnerungen nehmen, ich will Sie alle lachen sehen, wünsche mir dass sie all dies nicht als meine Entschuldigung sehen … sondern einfach nur mich, einen in der Lage zu liebenden und Gefühle habenden Menschen sehen …!!!!!!!!!!