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Klappe die Zweite

Klappe die Zweite – Neue Szene

Es ist eine längere Zeit vergangen in welcher ich auf der Treppe saß und eine Zigarette nach der anderen geraucht habe, langsam wird es hell und mir wird bewusst das ein neuer Tag anbricht. Ich erinnere mich an mir fremde Menschen, welche während dieser Zeit immer wieder aus dem Nichts bei mir auftauchten und mir Dinge in die Hand gaben, welche Sie mir schenken wollten. Dabei handelte es sich hauptsächlich um Computerteile, die ich in meinen Gedanken nach und nach in meinem Büro neben der Tür gestapelt hatte.

Langsam stehe ich auf, nehme meinen Koffer in die Hand, gehe die drei Stufen der Treppe hinauf und begebe mich wieder in mein Büro. Sowie ich die Bürotür hinter mir schließe wird mir bewusst dass ich mich nun auch tatsächlich in meinem Büro befinde, endlich bin ich wieder zu Hause. Ich habe das Gefühl eine Reise gemacht zu haben, von dem unheimlichen Ort von vor wenigen Stunden bis hierher in meine eigenen vier Wände und das obwohl ich mich nur einige Zeit mit meinem Koffer draußen auf der Straße befand. Irgendwie überkommt mich urplötzlich ein Hungergefühl, meine letzte Mahlzeit ist bis auf einen Muffin einige Tage her. In der Küche meines Büros mache ich mir eine Schüssel mit Schokoflocken und Milch zurecht, nehme mir ein Messer, einen Teller sowie einen Apfel und setze mich anschließend in einen der Sessel im Wartebereich.

Hastig beginne ich die Schokoflocken herunter zu schlingen, dabei zittere ich am ganzen Körper und ich ärgere mich darüber dass mir ständig die Milch vom Löffel auf den Tisch tropft. Das Essen sorgt dafür dass mich ein Gefühl von Müdigkeit einholt, immer wieder muss ich mich dazu zwingen halbwegs gerade zu sitzen um nicht mit dem Kopf in die vor mir auf dem Tisch stehende Schüssel zu fallen. Mein Körper ist völlig am Ende und in meinem Kopf herrscht ein heilloses Durcheinander, immer wieder überdenke ich die nächtlichen Erlebnisse und zweifle langsam an dem Erlebten. Was in Teufels Namen habe ich mir da in der letzten Nacht durch die Nase gezogen, das Zeug scheint echt irre zu machen.

Nachdem ich die Hälfte der Mahlzeit unter voller Konzentration geschafft habe, denke ich daran dass es an der Zeit sei meinen Blutzucker zu messen, denn irgendwie fühle ich mich gar nicht gut. Mein Blutzuckermessgerät zeigt mir dann auch tatsächlich die von mir vermutete Unterzuckerung an, somit weiß ich zumindest woher das Körperzittern kommt. Ich lege mein Messgerät beiseite und nehme mich wieder meiner Schokoflocken an, umklammere die Schüssel und halte sie an die Brust gedrückt während ich mich bemühe eine gerade Haltung im Sessel einzunehmen.

Fast hätte ich die Schüssel fallen lassen, vor Schreck, denn von jetzt auf sofort bin ich nicht mehr alleine. Zu meiner linken Seite nehme ich eine Person wahr, ich traue mich nicht direkt dorthin zu schauen, schiele erstmal hinüber. Die Person bewegt sich nicht, sagt nichts, tut einfach gar nichts. Also bewege ich meinen Kopf, schaue Sie dann doch direkt an. Es ist eine Freundin von mir, sie schaut mich einfach nur an und erweckt bei mir einen besorgten, sogar ängstlichen Eindruck. Ich frage mich was mit ihr los ist, wieso sie mich so merkwürdig anschaut. Aus meinen Augenwinkeln heraus bemerke ich nun zu meiner rechten Seite eine weitere Person, diese sitzt auf meinem gepackten Koffer welcher neben der Bürotür steht.

Dass es sich hierbei um den eifersüchtigen Freund meiner Freundin zu meiner rechten Seite handelt bemerke ich erst einige Sekunden später, denn er starrt mich bösartig an und er scheint von meiner Gegenwart nicht sehr erfreut zu sein. Aus Gesprächen mit meiner Freundin weiß ich dass er nicht gut auf mich zu sprechen sei, er glaubt nicht daran das ich und sie einfach nur gut befreundet sein, sondern dass da mehr sei, nur weil wir uns schon sehr lange kennen und uns hin und wieder irgendwo über den Weg laufen. Da sitzt er nun also wie zum losschlagen bereit auf meinem Koffer und giert mich an wie ein Wachhund, daher schaue ich weg und wende meinen Blick dann still fragend in die Richtung seiner Freundin.

Ich bekomme keine Reaktion, widme mich also wieder meinen Schokoflocken zu und schiebe die letzten Löffel davon in meinen Mund. Dann nehme ich mir den Apfel vom Tisch und beginne diesen mit dem Messer zu schälen, das Messer gibt mir in diesem Moment außerdem  das Gefühl von etwas Sicherheit vor diesem Psychopathen schräg gegenüber.

Kurz gesagt befinde ich mich im Moment in einer äußerst bizarren Situation, ich habe keine Ahnung was hier gespielt wird und wie wenn dies nicht schon mehr als genug wäre tauchen im nächsten Moment zwei weitere Personen im Raum auf.

Inzwischen befinden wir uns also offensichtlich zu fünft in meinem Büro und ich habe wieder mal keinen der hier Anwesenden persönlich herein geladen. Ich bin langsam mehr als nur angenervt, mein Herz rast und ich werde wütend.

Die Lippen der Anwesenden formen unentwegt Worte, welche ich jedoch nicht verstehe. Das wirklich merkwürdige ist, dass sowie ich einem der Anwesenden eine Frage stelle dieser im gleichen Moment für wenige Augenblicke verschwinden tut.

Auf keine meiner Fragen welche mich bewegen hat jemand eine Antwort, egal wem der sich hier im Kreise befindenden Personen ich meine Fragen stelle, sie bleiben einfach unbeantwortet, keiner sagt mir was hier los ist. Jeder scheint mir hier irgendetwas mitteilen zu wollen in dem man mir nicht hörbarer Worte durch den Raum an meinem Kopf wirft. Aber ich bin einfach nicht in der Position Fragen zu stellen, dies scheint mir jetzt nicht zu zustehen.

Dann überschlagen sich meine verstörten Gedanken und ich habe des Rätsels Lösung. Mir wird bewusst dass ich durch fragen testen kann, welcher der hier Anwesenden wirklich real und wer Fiktion ist. Trotz meines überdurchschnittlichen Drogenkonsums der letzten Tage glüht ab und zu doch noch ein Funken Verstand in mir auf – und jetzt sagt mir dieser Funken, dass Menschen sich nicht spurlos in Luft auflösen – hier ist kein fauler Zauber am Werk.

Mir dämmert es dass mir mein Unterbewusstsein gerade einen Strich durch die Rechnung macht und mir Szenen vorgaukelt, was ich zu sehen wünsche oder auch was ich nicht sehen möchte. Mein Unterbewusstsein zeigt mir Gut und Böse, es gibt dem Ganzen jeweils sein eigenes Gesicht, es ärgert mich auf seine Weise und rächt sich für das was ich tue. Nun bin ich an der Reihe, es ist an der Zeit meinen Geist wieder in die Realität zu holen. Ich stehe kurz davor den Verstand zu verlieren und ich habe höllische Angst davor außer Kontrolle zu geraten, nicht mehr selbst entscheiden und denken zu können.

Es ist wohl kaum zu glauben was ich nun tatsächlich tue, aber ich weiß mir im Moment einfach nicht mehr anders zu helfen.

Zuerst wende ich mich an die zwei Personen, welche als letztes unter allen Anwesenden hier erschienen sind. Beide sitzen hinter meinem eigenen Schreibtisch, es handelt sich um eine Person weiblichen Geschlechts und um eine weitere des männlichen Individuums.

Ich frage in deren Richtung: „Was macht ihr hier, findet ihr es geil mir so einen beschissenen Endlosfilm zu drücken…?“ Ich erhalte keine Antwort, genauso wie ich es schon vermutet hatte. Stattdessen geht mein Blick nach Links und ich glaube die Beiden gerade noch dabei erwischt zu haben wie sie in den hinteren Teil meines Büros flüchten und die Türe hinter sich zu schlagen. Also schaue ich wieder zu meinem Schreibtisch wo nun auch tatsächlich keiner mehr sitzt. Außerdem ist auch der eifersüchtige Freund meiner Freundin mit einem Male verschwunden, nur sie sitzt noch da und starrt mich an. Ich getraue mich kaum Luft zu holen, panische Angst drückt mir auf die Brust und schnürt mir die Kehle zu, meine Zunge klebt mir förmlich am Gaumen. Mein Gefühl sagt mir das ich schnell handeln muss, denn ich befinde mich wieder am Anfang der Szene. Wenn ich jetzt sitzen bleibe beginnt alles wieder von vorne, keine Ahnung wie ich darauf komme, aber ich habe diese böse Vorahnung.

Und ehe ich etwas tun kann bemerke ich zu meiner rechten Seite wieder diese Person auf meinem Koffer, es ist dieser unberechenbar wirkende Freund meiner Freundin. Mir reicht es, ich springe auf und stürme an beiden vorbei zu der Tür, welche zu dem hinteren Teil meines Büros führt, stehe vor ihr und greife nach der Türklinke. Als ich die Tür öffne schaue ich nicht wie erwartet in den zweiten Büroraum. Nein ich blicke in eine andere Wohnung, es sieht so aus als hausten hier ein paar PC – Spiele – Junkies, mir offenbaren sich unzählige Computer wie auf einer rießigen LAN – Party. Nur ist keine Menschenseele zu sehen und ich ziehe die Tür ungläubig wieder zu, nur um sie wenige Sekunden später erneut langsam zu öffnen. Mir fällt ein Stein vom Herzen als ich nun doch in die Räumlichkeiten meines Büros schaue und die Wohnung verschwunden ist. Niemand ist hier, von den zwei Personen ist nichts zu sehen. Rechts in der Küche sehe ich Licht, das habe ich wohl vorhin noch brennen lassen. Ich gehe an den Kühlschrank, hole mir ein Bier, öffne dieses, lehne mich an die Küchenzeile, nehme einen großen Schluck und schaue rüber zur Tür. Ich überlege was mich jetzt wohl in dem Raum erwartet aus welchem ich gerade erst gekommen bin, zu hören ist zu mindestens nichts, was ja nichts zu bedeuten hat. Nicht jetzt, jetzt hat nichts einen Sinn, nichts hat Bedeutung…

…und ich habe einfach nur Angst, noch nie in meinem Leben hatte ich so eine Angst, Angst davor nicht wirklich zu wissen was wahr ist…

 

Kurze Zeit später am frühen Morgen

Die letzte Stunde habe ich damit verbracht zu überlegen wohin ich jetzt am Besten verschwinden könnte um vor dieser Situation zu entfliehen. Ich habe meine restlichen Essensvorräte – bestehend aus Schokoflocken, Äpfeln und Radler – in eine Tüte gepackt und diese zu meinem Koffer neben der Tür gestellt. Nun stehen Sie da meine Habseligkeiten und immer wieder stelle ich auch meiner Bekannten, welche sich auch nachdem ich aus der Küche zurückgekehrt bin, immer noch auf ihrem alten Platz zu befinden schien, die Frage wohin man jetzt gehen könnte. Sie antwortet mir natürlich nie, stattdessen verblasst sie jedes Mal und ich nehme sie kurz darauf, wie auf Knopfdruck, wieder war.

Mittlerweile habe ich die Vorhänge meines Bürofensters geöffnet, es regnet unaufhörlich und die ersten Menschen sind auf der Straße unterwegs. Etwas in mir bewegt mich dazu mein Büro zu verlassen und ich begebe mich vor die Tür, stelle mich in den Regen und rauche eine. Der Regen stört mich nicht, irgendwie genieße ich ihn und auch die angenehme, erfrischende Luft. Die Regentropfen scheinen mir meinen Verstand klar zu waschen, mir wird bewusst was ich in den letzten Stunden erlebt habe. Ich schaue von außen durch mein Schaufenster in mein Büro und tatsächlich ist es leer. Niemand sitzt dort, keiner schaut mich an und ich bin erleichtert. So schnell wie dieser nächtliche Film entstanden ist, so schnell scheint er auch wieder vorbei zu sein.

Die nächste Zeit bis zur regulären Öffnungszeit meines Büros verbringe ich mit aufräumen. Während dieser Zeit lasse ich die Tür und auch mein Fenster geöffnet, ich brauche den Lärm der Straße, denn er beruhigt mich ungemein…